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Wuhan, der Ort meiner SoFi-Beobachtung, ist eine große »Unterprovinzstadt« und Hauptstadt der Provinz »Hubei«, rund 900km westlich von Shanghai. Mit seinen auf die engeren Stadtregionen bezogenen rund neun Millionen Einwohnern ist Frankfurt dagegen, mit seinen nur rund 1,8 Millionen Einwohnern, nur ein Dorf. Wuhan gehört zu den in China so genannten »Backofenstädten«. Im Sommer, wie zur Sofi, herrschen dort typisch über 42°C am Tage und in der Nacht selten unter 33°C, und das bei deutlich über 85% rel. Luftfeuchte. Der Smog tut sein übriges. Ohne die überall installierten und auf Hochturen laufenden Klimaanlagen wäre das für mich auf Dauer nicht auszuhalten gewesen.
Wie auch immer: dies war meine dritte SoFi in Verbindung mit einer überwältigend schönen, kulinarischen, kulturell und historisch sehr interessanten, 14-tägigen Chinareise mit all den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Von Peking (Beijing) mit der Chinesischen Mauer in Badaling, der Verbotenen Stadt, den berühmten Ming-Gräbern und einem Theaterbesuch der historischen(!) Peking-Oper (Kurzversion), über die alte Kaiserstadt »Xi'an« mit der Wildgans-Pagode und der berühmten Terrakotta-Armee, nach der größten Stadt der Welt »Chongqing« (rund 33 Millionen Einwohner) mit Ausflug durch die Altstadt und einen sehr schönen Park mit Teehaus und Teezeremonie, dann drei Tage mit dem Hotelschiff auf dem Yangtze durch die berühmten Drei Schluchten »Gutang, Wuxia und Xiling« mit den drei kleinen Nebenschluchten, durch die fünf Schleusen des berühmten Drei-Schluchten-Staudamms mit bis zu 100m Wasserstandsdifferenz nach Yichang, von dort mit dem Bus über das Land nach Wuhan zur SoFi, einem buddhistischen Kloster und dem berühmten »Gelb-Kranich-Turm«, und zum Abschluss noch drei Tage nach Shanghai mit seinen kulinarischen Genüssen, den überwätigenden Wolkenkratzern von »Yangtzehattan« und einer überwältigend schönen Akrobatikaufführung im Theater.
Zusammen mit meiner Frau habe ich die Erfahrung eines total modernen und modischen Gesellschaftsstaates und -lebens fernab von jeglicher Politik, einer unerwartet hohen und unbefangenen Höflichkeit Fremden gegenüber, ein ausgesprochen positives Zukunftsdenken und einer uns stets entgegengebrachten Freundlichkeit der Menschen gemacht, an der sich so mancher Deutsche eine Scheibe abschneiden könnte! Das »Land des Lächelns« hat dieses Attribut tatsächlich verdient, wir haben es erlebt.
Doch nun zum Tag der Sonnenfinsternis:
Der Airport von Wuhan. Man kann die hohe Luftfeuchtigkeit sehen.
Morgens um 6:45h am Tage der SoFi, ein Blick über den dort sog. Ostsee. Die Sonne war gerade aufgegangen mit einem Halo und dem interessanten Ansatz einer Nebensonne rechts. Die sichtbaren Cirruswolken haben sich leider als sehr standhaft erwiesen.
Vor dem ersten Kontakt: Alle Mitglieder unserer Reisegruppe stehen »Geschütze bei Fuß« und warten auf den großen Moment.
Ein chinesischer Tai-Chi-Meister bei seinem morgendlichen Schattenboxen mit einer Schülerin auf dem Beobachtungscampus. Später fanden sich noch weitere Personen ein und alle boxten mit gekonnt gleichförmigen und sehr langsamen Bewegungsritualen ihre imaginären Schatten.
Die Sonne vor dem ersten Kontakt mit einer SoFi-Brille vor das Fotoobjektiv gehalten. Hierbei sind die Cirren sogar noch als sehr fotogen zu bezeichnen.
Auch eine chinesische Familie fährt großes Geschütz auf, was aber eher ein seltener Anblick war. Die meisten hatten nur Brillen oder aber zum Teil auch nur die augengefährlichen Röntgenbilder dabei.
Paul Hombach, auch in unserer Reisegruppe und ein aus den Medien und Insiderkreisen bekannter Amateurastronom, projiziert die Sonne durch sein kleines Teleskop für alle auf ein weißes Blatt. Es war sein 12tes SoFi-Erlebnis!
Auch unscharfe Bilder haben ihren Reiz: Hier hat der Autofokus meiner Kamera wohl versagt. Dabei kommen aber die hohen Cirrenwolken sehr schön zur Geltung.
Nu' geht's los: kurz nach dem ersten Kontakt. »Der Drache fängt an die Sonne zu fressen.«, wie die chinesische Mythologie lehren möchte.
Ein Team vom lokalen Wuhan-Fernsehen war auch vor Ort, lief durch die Menschen und interviewte später u.a. auch Paul Hombach, der für die ganze Reisegruppe sprach, natürlich alles auf Englisch.
Ein nicht sehr ermutigendes Bild vom zunehmend dichter werdenden Cirrenhimmel. Viele hatten deutliche Zweifel, ob das noch gut geht. Aber wir hatten in Wuhan, wie wir später in Erfahrung bringen konnten, unter dem Kernschattenstreifen noch mit die besten Beobachtungsbedingungen in ganz China. In Shanghai-Stadt z.B. haben die Menschen wegen dem Platzregen nur Dunkelheit erlebt. Lediglich im südlichen Shanghai-Vorort »Wuzhen«, wo sich (nach ZDF-Bericht) der berühmte deutsche SoFi-Jäger Friedhelm Dorst aufhielt, waren die Bedingungen ähnlich bescheiden, wie bei uns in Wuhan.
Weit fortgeschritten, und immer wieder die bange Hoffnung wegen der Cirren.
Gleich ist es soweit. Die vielen Menschen auf dem Platz begannen in den letzten Sekunden vor dem Zusammenschnurren der Sichel zunehmend lauter im Chor zu schreien und zu jubeln, was sich dann beim Auftauchen des Diamantrings und endlich des Aufscheinens der Korona viele Sekunden lang in lautem Klatschen entlud. Wir waren mitten drinne und genauso ergriffen.
Wow! Die Korona kurz nach Beginn der Totalen. Mir standen vom gerade Erlebten noch emotionale Tränen in den Augen. Leider war aber nur die innere Korona zu sehen und die Cirren verdichteten sich immer mehr. Da ich von der SoFi 1999 in Deutschland, wo ich damals zum Glück ein sauberes Wolkenloch erwischt hatte, sowie von der SoFi 2006 in Ägypten mit total Wolken- und cirrenfreiem Himmel verwöhnt bin, war diese SoFi eher bescheiden ausgefallen, aber immerhin wenigsten so, es hätte auch total bewölkt sein können.
Von den rund fünf einviertel Minuten war die Schwarze Sonne mit ihrer Korona leider nur rund drei einhalb Minuten zu sehen, dann zogen sich die Wolken so zu, dass außer Dunkelheit überhaupt nichts mehr zu sehen war.
Auf dieser Karte ist die Zentrallinie des Mondschattens zu sehen, die im rechten Drittel leicht nördlich von Wuhan vorbeizieht.
Zuguter Letzt eine Trickanimation des Kern- und Halbschattens. Wir befanden uns in etwa links auf der gepunkteten Querlinie nordlich der Äquatorlinie, wo der Kernschatten der Animation diese Linie überschreitet.
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